Das Kurzinterview mit ehemaligen TSV-Spielern/-Trainern
Folge 4: Henrik Lange
Hallo Henrik, Du hast irgendwann nach Deiner aktiven Zeit beim TSV sozusagen die Fronten gewechselt und betreust inzwischen Profi-Sportler als Sportphysiotherapeut. War das schon immer Dein Traumberuf und der Karriereplan?
Fußball und Sport im Allgemeinen waren ja schon immer meine Leidenschaft. Nach einem Sportstudium und einem Kreuzbandriss 2001, bekam ich dann am eigenen Leib eine Reha / Physiotherapie zu spüren. Dabei wuchs die Idee als Physio im Fußball-Geschäft einzusteigen. Vorher gab es keinen richtigen Karriereplan, aber jetzt habe ich (mal mehr, mal weniger) meinen Traumberuf gefunden.
Die ersten Schritte in der Physiobetreuung von Profi-Fußballern hast Du dann beim SC Paderborn 07 gemacht. Dort warst Du ja insgesamt 8 Jahre (2008-2016) und hast in dieser Zeit ganz sicher viele Spieler und Trainer kommen und gehen gesehen. Entwickelt sich da dann auch mehr als eine rein berufliche Verbindung zu dem ein oder anderen?
Ich bekam nach dem Examen relativ schnell die Möglichkeit in Paderborn, halbtags die Profis zu behandeln und gleichzeitig in einer Reha des SCP zu arbeiten. Nach einer Saison wurde ich dann Vollzeit direkt beim Verein angestellt. In den 8 Jahren hatten wir leider relativ viele Wechsel auf der Trainerposition, trotzdem ging es von Liga 3 bis in die Bundesliga. Auch Spieler lernt man reichlich kennen in dieser Zeit. Nach mehreren Jahren kann man dann wirklich von einer großen Familie sprechen und zu vielen Jungs hat man glücklicherweise noch Kontakt und sieht sich ja auch immer mal wieder bei den Spielen.
Nachdem Du dann ein Jahr beim FC Augsburg warst (2016-2017), hast Du die Sportart gewechselt und bist zu den Basketballern von Alba Berlin gegangen, wo Du dann ja fast 5 Jahre warst und auch mehrfach Deutscher Meister geworden bist. Was unterscheidet denn Basketballer und Fußballer in Sachen „Wehwehchen“ und Physiobetreuung?
Eigentlich ist Profisport immer gleich und die Verletzungen auch. Die Beanspruchung und der Spielrhythmus sind nur komplett anders. Obwohl Alba Meister war und in der Euroleague gespielt hat, ist der Basketball noch etwas „bodenständiger“, was aber auch mit den Gehältern und der Präsenz im TV und in der Öffentlichkeit zu tun hat. Für mich ist die Betreuung der Spieler gleich, nur war bei Alba der Reisestress immens höher, da es bis zu 4 Spiele pro Woche gab.
Seit Juni 2022 bis Du wieder im Profi-Fußball tätig, nämlich bei der Hertha. Wie kam es dazu und wie lange läuft Dein Vertrag dort bzw. wie sieht die weitere Karriereplanung aus?
Da ich im Herzen ja Fußballer war und bin (wenn auch kein Guter), zog es mich nach 5 Jahren wieder zurück zum Fußball. Das Angebot von der Hertha kam also passend. Hier habe ich einen längeren Vertrag unterschrieben, leider demnächst in Liga 2. Für die Zukunft wäre natürlich nochmal ein Job in der Heimat optimal. Aber im Profisport lässt sich leider wenig planen und man muss immer flexibel sein.
Kommen wir zu Deiner aktiven Zeit beim TSV. In der Jugend hast Du im Sturm gespielt und anschließend im Seniorenbereich als Torwart? Wie kam es zu dem Wechsel?
Ja, die ganze Jugend habe ich eigentlich im Sturm verbracht – fand die Torwartposition jedoch immer schon spannend. Als es dann immer schwerer mit dem Laufen wurde, habe ich mich schnell für die Position ganz hinten entschieden. War wahrscheinlich für alle besser so 😉
Welche Erinnerungen hast Du generell noch an Deine TSV-Zeit und welche Mitspieler und/oder Trainer fallen Dir spontan ein, zu denen Du vielleicht eine besondere Verbindung hattest oder die Du in bleibender Erinnerung behalten hast?
Die TSV-Zeit, gerade in der Jugend, war natürlich überragend. Jedes Training und Spiel mit seinen Kumpels zu bestreiten war immer ein großer Spaß. Und auch die Mannschaftsfahrten nach der Saison waren kaum zu überbieten. Wir waren nicht immer die Erfolgreichsten, aber kamen dafür durchgehend über die Stimmung. Ruppi, Stefan Koch und Dirk Armatage fallen mir da spontan an Trainern ein, die mich lange begleitet haben und denen ich auf die Nerven gehen konnte. Mit Mitspielern wie Ali Stopka, Berger und Mose ist man natürlich auch noch verbunden … gibt ja genug Festivitäten in der Heimat.
Wie sieht es heute mit Deinen Verbindungen nach Oerlinghausen aus? Bist Du noch häufig in der Bergstadt?
Durch die Familie bin ich noch sehr häufig in Oerlinghausen, ist meine „Base“ geblieben obwohl es auf dem Papier „nur“ der Zweitwohnsitz ist. Einmal Oerlinghausen, immer Oerlinghausen!
Verfolgst Du aktuell noch die Ergebnisse der TSV-Fußballer und kennst vielleicht noch jemanden aus dem aktuellen Kader der 1. Mannschaft?
Durch den Aufstieg jetzt hat man natürlich wieder mehr vom TSV mitbekommen. Freut mich wirklich für die Jungs und den Erfolg! Ansonsten kommt hier im Berliner Sportteil leider nicht ganz so viel TSV vor. Dafür bekommt man bei den Heimatbesuchen umso mehr Infos. Der Kontakt zu den Altliga-Jungs ist dafür ungebrochen groß. Aus der aktuellen Truppe kenne ich die Dingerdissen-Brüder und der ein oder andere Nachname lässt einen sehr erfolgreichen Ex-TSVler vermuten … und natürlich nicht zu vergessen, meinen Lieblingsphysiokollegen Christel.
Zum Schluss des Interviews noch die Frage nach besonderen Geschichten und Anekdoten, die Du vielleicht in den Jahren im Profisport erlebt hast? Fällt Dir da spontan etwas ein? Du musst auch keine Namen nennen 😉
Da gibt es auf jeden Fall reichlich Geschichten, die vielleicht irgendwann mal ein Buch füllen werden.
Mit dem SC Paderborn gab es zum Beispiel mal eine Auswärtsfahrt zu einem DFB-Pokalspiel mit Kurztrainingslager. Da gab es dann abends im Physioraum mit Spielern ein kleines Beisammensitzen mit alkoholischen Getränken. Das durfte natürlich am nächsten Tag nicht auffallen und statt Bier, standen dann 85 Clubsandwich auf der Hotelrechnung. Fand der Trainer komisch, warum die Jungs nachts plötzlich so einen Hunger hatten … war eine besondere Teambuilding-Maßnahme!
Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute … privat und beruflich, lieber Henrik!